„Ja aber das frisst er ja schon immer. Also DARAN kann es nicht liegen!“
Weisst du, wie oft ich das schon gehört, gelesen und gesagt bekommen habe?
Und bevor du jetzt einen Schreck bekommst, weil der Text so lange ist, ich würde ihn trotzdem und gerade deswegen zu Ende lesen 🙂
Die Jüngeren unter uns werden ihn wahrscheinlich nicht mehr kennen, aber wir hatten einmal einen Bundeskanzler namens Helmut Schmidt. Das war zu einer Zeit, wo die Welt noch „in Ordnungerer“ war, als das jetzt der Fall ist. Ja, es war nicht alles besser, aber heute ist sooooo vieles anders geworden.
Jedenfalls rauchte Herr Schmidt wie ein Schlot. Immer und überall. Damals durfte man im Fernsehen noch rauchen und selbst als das weniger wurde, rauchte er im TV wie eine Dampflok. Er wurde 97 Jahre alt!
„Ja aber er wurde 97 Jahre alt, also können Zigaretten nicht ungesund sein.“ Würde das jemand sagen? Nein. Selbst ich als damaliger Raucher würde so einen Satz nicht in den Mund nehmen. Rauchen ist und bleibt ungesund, wie so vieles andere auch.
Ich merke schon, mit manchen Themen fällt es mir schwer auf den Punkt zu kommen. Einfach weil wir Menschen im Laufe der Jahre aberzogen bekommen haben, das Hirn einzusetzen und ich nicht einfach mal etwas kurz erklären kann, ohne dass man versteht, was ich meine.
Also nimmt Sammys Frauchen mit mir Kontakt auf und klagt über „den sensiblen Magen“ ihre Labradors. Ständig hat er Schleim auf dem Kot, wenn er mal etwas „ausser der Reihe“ frisst. Oft hat er Durchfall. Vom Juckreiz ganz zu schweigen.
„Was frisst er denn?“ frage ich. „Ja ganz tolles Futter von (XYZ hier kannst du irgendein scheiss Networkingmistfutter einsetzen, was halt gerade so ‚in‘ ist). Daran liegt es nicht, weil vorher hatte ich (ABC hier setzt ein anderen xbeliebiges Industriefutter ein). Und die tolle (kennt noch jemand die ‚Avon-Beraterin‘?) ‚Beraterin‘ hat mir das empfohlen.“
Ehem. Also dieses, du weisst schon, dieses Mhühmmm. Dieses negativ Zustimmende also kommt so aus mir raus.
Und ich meine das keinesfalls überheblich. Wer mich kennt, weiss, dass ich alles andere als überheblich bin.
Dann folgen meine üblichen Erfahrungswerte und Versuche aufzuklären, wieso das vielleicht doch nicht so „ganz toll“ ist:
Wieso der „Avonberaterin“ am allerwenigsten an der Gesundheit des Hundes gelegen ist, sondern sie will einfach nur verkaufen und ihr Netzwerk vergrößern und schwelgt in Träumen schon von einem passiven Einkommen, was ihr ein Leben in Luxus garantiert.
Wieso es doch besser ist, genau zu wissen, was Sammy frisst.
Wieviel Chemie trotz aller verkauften „Natürlichkeit“ in vielen Futtern enthalten ist.
Dass die Industrie nicht fragt: „Was hat der Hund für positive Vorteile für seine Gesundheit, wenn er unser Futter frisst? Sondern immer und immer wieder steht bei denen die Frage im Vordergrund: „Was habe ich (also die Firma) davon, wenn ich Produkt xyz verkaufe und wie kann ich am meisten davon verkaufen und mache damit am meisten Gewinn?“
Wieso sie sich eigentlich nicht so „gesund“ ernährt wie Sammy? Also ich meine, es gibt ja genug in Dosen. Ravioli als Beispiel. Iss die doch einfach 80 Jahre lang. Mal mit Spinat, mal ohne Fleisch, Abwechslung kann man hier auch reinbringen. Nein, will sie dann auch nicht. Wieso gibt es eigentlich keinen „Ravioli-Berater“ für Menschen?
Und by the way: Bitte, was hat die Avonberaterin denn für eine „Ausbildung“? Ein kurzes Onlineprogramm des Futterherstellers. Der will ja schließlich, dass es verkauft wird. Und glaube mir: Alle! Wirklich alle! Hersteller, die irgendwelche Leute „ausbilden“ verzapfen den Network-Trullas wie super geil sie (also die Firmen) sind.
Tupper hat auch seit 1946 den Planeten mit Plastik vollgemüllt und erst 2010 mehr oder weniger intransparent mitgeteilt, dass deren Produkte BPA-frei seien. Und bis dahin und auch danach haben alle nur ihren Geldbeutel im Sinn gehabt. Es kann mir keiner erzählen, dass die Tupper-Partys nur aus Friede Freude Eierkuchen gemacht wurden. Dass der Plastikkrempel jahrelang hält und Tupper eine lebenslange Garantie gab, steht auf einem anderen Blatt. An der Schädlichkeit ändert sich nichts. Es war einfach nur geschicktes Marketing. „Wie kann ich am meisten davon verkaufen“, du erinnerst dich?
So ganz lange Rede, weiter im Thema.
Schon lange erkläre ich oft, dass zum Beispiel in vielen Dosenfuttern Verdickungsmittel eingesetzt werden.
Das wird gemacht, damit Eva beim Öffnen der Dose denkt: „Wow schau mal Sammy, ganz tolle Konsistenz. Riiiiichtig lecker. Hier happi happi.“
Es gibt ein paar Hersteller, z.B. Lunderland, die in ihren Reinfleischdosen ausschließlich das Fleisch drin haben (oder den Pansen oder den Fisch). Hier macht man die Dose auf und hat einen Fettrand und Brühe drin. Genau so soll nunmal Fleisch aussehen.
Die „Abers“ der Kunden von denen die Industrie weiss, kommen z.B. von Aussagen wie: „Iiiiihh ist da ein Haufen Fett drin!“
Schaut man auf die Deklaration, dann sieht vielleicht 10% Fett enthalten. Aber es schwimmt nunmal oben und von einer 800g Dose sind wir da bei 80g Fett, die sich oben ansammeln können. Ist das schlimm? In vielen Augen ja.
Meiner Meinung nach nein. Ein gesunder Hund bekommt ca. 15% Fett anteilig in der Ration.
Und ich sehe lieber, was der Hund bekommt, anstatt das mit Verdickungsmitteln unsichtbar zu machen. Mal abgesehen davon, dass nicht nur das Fett kaschiert wird, sondern auch die Brühe.
So und jetzt komme ich zum eigentlichen Punkt. Ihr werdet irgendwann diese Worte wiedererkennen: Es wird irgendwann auf Hundefutterdosen geworben werden mit „Frei von Verdickungsmitteln“.
Wieso? Weil sich immer alles wiederholt.
Die Industrie bringt Produkt XY auf den Markt und wirbt wie toll es ist. Damit den Kunden nicht langweilig wird und weil sie ja verkaufen wollen gibt es „Weiterentwicklungen“. Also „optimiert“ man, lässt ein paar gute Dinge raus, macht ein paar blöde Dinge rein und bewirbt das als neue Revolution.
Irgendwann stellt man fest „Oh wir wissen insgeheim dass es scheisse war, jetzt kam es raus, wir lassen den Mist wieder draussen und bewerben das als neue Revolution“.
Kleines Beispiel, damit man versteht, was ich meine: Damals waren Deos „natürlich“. Damit meine ich, ein Deo sollte gut riechen. Das reichte irgendwann nicht mehr, weil mit sagen wir mal morgens nicht duschen und Deo unter die Achseln es trotzdem zu Mief kam. Also kamen irgendwann Aluminiumsalze ins Deo, die dafür sorgten, dass die Schweissdrüsen ihre Arbeit einstellen.
Man muss sich das mal vorstellen. Man schmonzte sich etwas unter die Achseln, um körpereigene Funktionen auszuschalten. 2014 gab es eine neue Risikobewertung und man kam damals zu dem Schluss, dass diese Salze vielleicht doch doof sind. In der Folge liessen viele Hersteller diese Salze weg und haben das als neuen heißen Scheiß beworben. „Jetzt neu ohne Aluminiumsalze!“
Total gaga.
Wieso sollen nun die Verdickungsmittel doof sein?
Ich habe vor Urzeiten gelernt, dass Pektine in zwei Richtungen funktionieren.
Viele kennen z.B. Apfelpektin. Das wird ebenfalls eingesetzt z.B. bei der Konfitürenherstellung. Pektin bindet Wasser und macht die Konfitüre fest.
Was kaum kommuniziert wird ist die Tatsache, dass Pektin ebenfalls selbst zu Durchfall führen kann.
Würde man Pektin geben, damit eine Durchfallproblematik besser wird, passiert lediglich, dass das Pektin das Wasser im Magen-/Darmtrakt aufnimmt und den Durchfall damit „maskiert“. Ich finde das ganz fatal, da ich dann nicht wirklich weiss, ob bei dem Hund die Probleme, die den Durchfall hervorgerufen haben, überhaupt noch da sind.
Habe ich einen Hund, der theoretisch gesund ist, er aber in der Fütterung Pektine bekommt, sei es durch Verdickungsmitteln in Dosen oder sonstiger Quellen wie Leckerlies, die z.B. Apfeltrester enthalten, können diese durchaus Durchfall hervorrufen.
Dies liegt daran, dass die Pektine im Darm fermentieren. Blähungen durch diese Gase, die dabei entstehen, können dabei ein Vorbote für Durchfall sein. Wobei nicht jede Flatulenz im Durchfall endet, aber es kann nunmal passieren.
Also können Pektine doof sein.
Viel doofer ist, dass eine Studie gemacht wurde, bei der man festgestellt hat, dass Carrageen beim Menschen „negative Auswirkungen auf den Darm“ hat. Bei Tieren führt der Zusatz von Carrageen „zur Entstehung von chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen, Geschwüren und erhöhten Blutzuckerwerten.
Und diese Studie ist nicht neu, die ist sage und schreibe bereits 2015/2016 durchgeführt worden und erst jetzt in den letzten zwei Jahren wird es immer mal wieder kurz aufgegriffen.
Hier gibt es weitere Infos:
https://bmcmedicine.biomedcentral.com/articles/10.1186/s12916-024-03771-8
Leider ist es so, dass Verdickungsmittel gar nicht zwingend und schon gar nicht zwingend mit Namen deklariert werden müssen. Das heisst, der ganz normale Kunde eines Futters kann gar nicht ersehen, ist das Gelatine drin oder Carrageen oder Casia gum.
Und jetzt komme ich wieder und auch das ist etwas was ich wie ein Mantra immer und immer wieder erkläre: Bei entzündlichen Prozessen im Darm werden die Zellen durchlässiger. Es landen plötzlich Partikel aus dem Nahrungsbrei im Blut, die dort nichts zu suchen haben. Der Körper erkennt dies und wird im weiteren Verlauf Antikörper dagegen bilden.
Herzlich Willkommen auf der nächsten Stufe zur Unverträglichkeit und/oder Allergie.
Wieso ich diesen ganzen Flautz nun geschrieben habe?
Beileibe nicht, weil ich zuviel Zeit habe, sondern weil ich nicht müde werde darauf hinzuweisen, wie wichtig und essenziell es ist, darauf zu achten, WAS wir uns zwischen die Lippen schieben und für mich noch wichtiger: Was Sammy in seine fellige Labradorschnute gesteckt bekommt!
Ja, es ist schwer unter all diesen Laberern von „Beratern“ da draussen genau den oder die zu finden, der oder die Ahnung hat. Das ist schon schlimm genug.
Und ja, es ist ebenso schwer, zu verstehen, dass man „der Industrie“ – leider – nicht vertrauen kann.
Aber was jeder machen kann, ist, etwas Achtsamkeit in die Ernährung bringen. Und das gilt ebenso für uns Zweibeiner. Nicht alles, was man uns vorgaukelt ist vermeintlich gesund.
Gesund ist: Wenn ich einen tollen Napf vor mir habe mit Fleisch und buntem pürierten Gemüse. Wenn das Eigelb schön drauf leuchtet und Sammy schon der ganze Schlaber aus der Schnute läuft, weil er es nicht aushalten kann noch länger vor dem Napf zu sitzen und auf das „Go!“ zu warten.
Oder wenn meine Nala plötzlich vor Freude durchs Wohnzimmer mit ihrem Plüschi flitzen muss, weil sie schon den Pürierstab hört und sie ihre Freude irgendwo rauslassen muss.
Wenn ich selbst meine Nase überall reinhalten kann und rieche, dass es gut riecht und ich würde sogar noch einen Schritt weitergehen: Ich würde es sogar auch essen können.
Wenn mein Gewissen mir sagt: Hey, das sieht klasse und gesund aus, wie gerne wäre ich mein eigener Hund!
Dann weiss ich, ich habe alles richtig gemacht.
Und wenn du auch alles richtig machen willst, dann melde dich gerne bei mir und wir stellen die Ernährung deiner Fellnase so um, dass ich am Ende dastehen kann und sage: Genau so würde ich meinen Hund ernähren.
Gesund!