Meine therapeutische Laufbahn begann 2009. In diesem Jahr starb mein erster Rhodesian Ridgeback. Ich habe hier damals einen Beitrag verfasst und diese Seite nur deswegen noch online:
Dieser Ridgeback war die Ursache, dass ich überhaupt erst einmal die Arbeit der Tierärzte hinterfragt habe und rückblickend immer noch entsetzt bin.
In den vergangenen 14 Jahren habe ich den Tierarzt ausschließlich in Notfällen oder für den Weg über die Regenbogenbrücke benötigt.
Unsere Hunde kommen aus dem Tierschutz, leben gut und wir umsorgen sie. Mein Wissen und das meiner Partnerin kommt ihnen zugute und hat zur Folge, dass sie zu 99,9% gesund und fit sind.
Seit zwei Wochen nun geht unser Leon vorne rechts lahm. In diesen zwei Wochen hat er durch uns auf allen Ebenen Unterstützung erfahren. Wir haben ihn mit allen uns verfügbaren Mitteln und Möglichkeiten behandelt. Die Lahmheit verschlechterte sich allerdings so sehr, dass er die letzten beiden Tage arge Probleme hatte und fast durchgängig lag. Da wir in Weil der Stadt neu zugezogen sind und die Tierärzteschaft hier noch nicht kennen, haben wir uns eine Praxis herausgesucht, die ein Röntgengerät vor Ort hat und zudem laut Webseite auch Akupunktur anbietet. Nichts, dass wir das nicht könnten, aber wir gingen davon aus, das ein wenig „ganzheitlicherisches Denken“ vorhanden ist.
Was soll ich sagen? Der Frust und die Enttäuschung ist genauso groß wie 2009. Immerhin lebt Leon noch, aber wie wir dort heute abgefertigt wurden, war unter aller Sau. Das muss ich so klar sagen. Ich muss mich auch richtig zusammenreißen. Denn ich weiss, es gibt auch gute Tierärzte, aber sowas geht nullkommanullkommagarnicht …
Ich versuche mich einmal kurz zu halten.
- Wir kamen rein und die erste Frage mit einem leichten Unterton war, wieso Leon schon so lange nicht mehr geimpft wurde. Das ist unsere Entscheidung und ist so zu respektieren. (Ich meine, er ist zwölf und diese hat er in vollständiger Gesundheit erlebt, also sorry).
- Wieso wird er nicht regelmäßig entwurmt? (In mir pocht es schon, ER LAHMT!, scheiss auf die Würmer! wollte ich sagen, hielt mich aber zurück).
- Ja und wie sieht es aus mit Zecken- und Flohprophylaxe? Brauchen wir nicht. Ich meine himmelarschundzwirn, die gerade mal knapp volljährigen Mädels da sind richtig gut gedrillt. Denen kann man kein Vorwurf machen, aber bitte schön, was ist das für eine Art? Wenn ich zum Hausarzt gehen würde und der würde bei anderen bezgl. Rauchen, Alkohol und masslosem Essen genau so harsch reagieren, da wollte ich mal die Patienten sehen. Und in jeder Frage immer dieser Unterton, als wären wir die schlimmsten Rabeneltern auf der Erde.
Ok, nach kurzer Wartezeit ging es ins Untersuchungszimmer. Wir wählten extra die Ärztin, die von sich vorgab „auf den Bewegungsapparat“ spezialisiert zu sein. Himmel hilf.
Das ist jetzt nicht übertrieben, aber hätte ich diesen Untersuchungsgang in meiner Physioprüfung so durchgeführt: Ich wäre durchgefallen!
Ich will jetzt gar nicht ins Detail gehen. Fakt ist, sie bemängelte an den Hintergliedmassen eingeschränkte Dehnung und Streckung der Hüfte. Leon ist zwölf, das war das erste Mal seit Jahren, dass ihm von jemand fremde irgendwo rumgefummelt wurde und das zu einem Zeitpunkt, als er Schmerzen hatte. Wenn ich einen solchen Hund befundet hätte, hätte ich meinem Besitzer klargemacht, dass ich bestimmte Bereiche aufgrund des stressbedingten Hypertons gar nicht befunden kann! Ich selbst verlasse mich bei solchen Hunden auf meine Triggerpunkte. Meine Befundung bei Leon ergab: Problem im Ellenbogengelenk. Wir vermuten einen Chip, einen Splitter, einen Kapselriss. Laut Tierärztin liegt das Problem überhaupt gar nicht im Ellenbogen. Eher so im Bereich Schulter, da sei er verspannt, vielleicht ein Muskelfaserriß. Aber jedenfalls nichts was geröntgt werden muss. Ihre „osteopathische“ Untersuchung gipfelte dann darin, dass die noch seine Prostata befunden musste. Da „eine große Prostata sich auch durchaus mal in der HWS auswirken kann“.
Mich verrupft es jetzt noch innerlich. Gute Frau: Alles kann sich irgendwie irgendwo auswirken. Aber es ist spannend, was wir nun aufgrund einer Vorderbeinlahmheit für ein fachkundiges Wissen heute erhalten haben. Achso ja, und die Fütterung wurde angesprochen. Wegen der Entwurmung wurde explizit nochmal wegen der bösen Lungenwürmer gewarnt uswusf. Ich finde das immer noch richtig gruselig. Das Gesundheitssystem von Tier UND Mensch ist auf einem solch absteigenden Ast, das ist nicht mehr feierlich…
Diese Geschichte ist sicherlich noch nicht zu Ende. Leon geht es besser. Er hat schließlich auch eine Dosis Metacam gespritzt bekommen. Diese Praxis ist jedenfalls bei uns untendurch. Und mir tun alle Kunden leid, die dort ihre Tiere hinbringen 🙁
Wir sind gespannt, ob wir herausfinden werden was Leon hat.
To be continued…