Wenn das Trinken kein Ende nimmt – Diabetes insipidus beim Hund
Neulich meldete sich eine Kundin mit ihrem Labrador bei mir in der Beratung.
„Roland, ich weiß einfach nicht mehr weiter … er trinkt wie ein Verrückter, manchmal drei bis fünf Liter am Tag. Und nachts muss ich mindestens einmal raus, weil er so viel pinkelt. Der Urin ist glasklar, als wäre es Wasser.“
Sie dachte zuerst, es könnte an der Fütterung liegen, vielleicht ein Mineralstoffungleichgewicht oder das falsche Futter. Aber während unseres Gesprächs wurde mir schnell klar: Das geht über die Ernährung hinaus. Mein Verdacht fiel auf etwas, das viele gar nicht kennen: Diabetes insipidus, eine seltene, aber ernstzunehmende Erkrankung.
🧠 Was ist Diabetes insipidus?
Diabetes insipidus ist keine „Zuckerkrankheit“ wie Diabetes mellitus, auch wenn der Name das vermuten lässt.
Es handelt sich um eine Störung im Wasserhaushalt des Körpers. Normalerweise sorgt ein Hormon namens ADH (antidiuretisches Hormon) dafür, dass die Nieren Wasser zurückhalten.
Wenn dieses Hormon fehlt, oder die Nieren es ignorieren, verliert der Hund ständig große Mengen Wasser über den Urin.
Die zwei Hauptformen:
🔹 Zentraler Diabetes insipidus: Das Gehirn produziert zu wenig ADH (z. B. durch eine Verletzung, Entzündung oder einen Tumor).
🔹 Nephrogener Diabetes insipidus: Das ADH ist da, aber die Nieren reagieren nicht darauf, genetisch bedingt oder durch Medikamente/Nierenschäden ausgelöst.
🐾 Typische Anzeichen, die ich immer wieder beobachte:
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Starker Durst (Polydipsie), oft mehrere Liter Wasser täglich
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Häufiges, sehr wässriges Urinieren (Polyurie)
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Blasser bis farbloser Urin
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Manchmal: Unruhe, Schwäche oder Gewichtsverlust
Wenn Du das bei Deinem Hund beobachtest, solltest Du aufmerksam werden, insbesondere, wenn es nicht zur Jahreszeit oder zum Bewegungsprofil passt.
🔍 So wird die Diagnose gestellt
Ein Tierarzt oder eine Tierärztin führt typischerweise folgende Untersuchungen durch:
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Urinuntersuchung (insbesondere die Dichte)
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Blutbild
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ggf. Wasserentzugstest (nur unter tierärztlicher Aufsicht!)
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ADH-Test zur genauen Abklärung
💊 Was dann? Die gute Nachricht:
Zentraler Diabetes insipidus lässt sich meist gut mit Medikamenten, z.B. einem ADH-Ersatzpräparat, behandeln.
Beim nephrogenen Typ ist die Behandlung komplexer, hier spielen auch Ernährung, Flüssigkeitshaushalt und Begleiterkrankungen eine große Rolle.
Ich unterstütze meine Kundinnen und Kunden gerne dabei, die Ernährung an den Gesundheitszustand des Hundes anzupassen, um den Körper bestmöglich zu entlasten.
🤍 Warum mir das Thema so am Herzen liegt
Ich erlebe in meiner Beratung immer wieder Hunde, bei denen starker Durst der erste Hinweis auf ein tiefer liegendes Problem ist.
Nicht selten wird das lange als „normales Trinkverhalten“ abgetan und wertvolle Zeit geht verloren. Man ist sich gar nicht bewusst, wieviel ein Hund trinkt geschweige denn, wieviel er trinken muss. Normal sind grob 20 bis 50ml pro kg Körpergewicht bei einer Frischfütterung (Barf, Dose). Bei einer Fütterung mit Trockenfutter kann dies durchaus bis 100ml pro kg Körpergewicht hochgehen. Und natürlich gibt es auch jahreszeitliche Unterschiede, genau spielt aber auch die Bewegung eine Rolle.
Und ganz wichtig, versuche nicht das Wasser zu rationieren, wenn dein Hund zuviel trinkt. Bei dieser Erkrankung trinkt er, weil er Wasser verliert. Er würde daher nicht weniger Wasser verlieren, wenn er weniger trinkt.
Du kennst Deinen Hund am besten. Wenn Du spürst, dass etwas nicht stimmt, hör auf Dein Bauchgefühl. Lass es abklären und such Dir Unterstützung. Ich bin gern für Euch da.
Herzliche Grüße
Roland
📌 Du hast Fragen zu auffälligem Trinkverhalten oder möchtest eine Fütterung individuell abstimmen lassen?
Dann schreib mir gern eine Nachricht, ich freue mich auf Euch!